Bestimmte Antibiotika nur noch für Menschen?
Bereits im Juni dieses Jahres wurde im EU-Parlamentsausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) die Frage diskutiert, welche Antibiotika künftig dem Menschen vorbehalten sein sollen. Jetzt steht auch die Entscheidung durch das Europäische Parlament im Raum. Ein Verbot mehrerer elementarer Arzneimittel in der Tiermedizin hätte verheerende Konsequenzen für die Behandlung von Tieren aller Arten. Tiermediziner können dann viele Krankheiten nicht mehr angemessen behandeln.
In der Landwirtschaft
Der häufig prophylaktische Einsatz von Antibiotika in der landwirtschaftlichen Tierhaltung lehnt der Tierschutzbund ab. Eine Reduktion müsse nach ihren Aussagen stattfinden. Ein generelles Anwendungsverbot in der Tiermedizin gehe jedoch auf die Kosten der Gesundheit von Hunden, Katzen, Schweinen, Pferden und allen anderen Tieren. Laut dem Tierschutzbund handelt es sich bei diesem Vorhaben nur um eine Scheinlösung.
Antibiotikaresistenzen auf eine kluge und ganzheitliche Art vorzubeugen sei die Aufgabe. In der Landwirtschaft lässt sich das auch durch bessere Haltung und eine robustere, weniger leistungsorientierte Zucht hinbekommen. Bestimmte Wirkstoffe wie z.B. jetzt Antibiotika strikt zu verbieten, statt Ursachenbekämpfung zu betreiben, ist aus Tierschutzsicht nicht der richtige Weg, sagt der deutsche Tierschutzbund. In einem Schreiben wies der Tierschutzbund die deutschen ENVI-Mitglieder darauf hin, dass diese Maßnahmen zu Lasten all der kranken Tiere, die auf diese Medikamente in einer Behandlung angewiesen sind, gehen. ENVI ist ein Ausschuss des Europäischen Parlaments für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Committee on the Environment, Public Health and Food Safety, ENVI).
One-Health-Ansatz
EU-Kommission, Mitgliedsstaaten und EU-Parlament müssen bis zum Inkrafttreten des Gesetzes im Januar 2022 darüber abstimmen, welche Antibiotika künftig nur für den Menschen erlaubt und in der Tiermedizin verboten werden sollen. Die ENVI-Mitglieder stimmten gegen den von der EU-Kommission vorgelegten Entwurf für die Verordnung über „Kriterien für die Einstufung antimikrobieller Mittel, die für die Behandlung bestimmter Infektionen beim Menschen vorbehalten sind“. Tierärzte und Tierschützer waren für diesen Entwurf. Denn er wurde unter anderem mit der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) und der Weltgesundheits-Organisation WHO abgestimmt und befolgte den übergreifenden sogenannten „One–Health“-Ansatz. Der Grundgedanke ist es, die Gesundheit von Mensch, Umwelt und Tier miteinander in Einklang zu bringen.
Kommt dagegen jetzt der von der ENVI auf den Weg gebrachte Entschließungsantrag durchs EU-Parlament und wird von der Kommission genehmigt, wäre nach Auffassung des bpt ein komplettes Anwendungsverbot der Antibiotika Fluorchinolonen, Cephalosporinen der 3.und 4. Generation, Polymyxinen und Makroliden in der Tiermedizin schwer abzuwenden. Laut Einschätzung der Tierärzte und Tierschützer würde das EU-weit zu sehr ernsthaften, tierschutzwidrigen Situationen in der Versorgung erkrankter Tiere führen. Tierärzte können dann nicht mehr adäquat oder sogar gar nicht mehr jedes Tierleiden behandeln.
Wie ist deine Meinung zum Umgang mit Antibiotika in der Tiermedizin? Erzähle uns gerne davon hier in einem Kommentar.
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